Unsere Tiere werden immer dicker. Vielen Besitzern ist nicht bewusst, das dies kein Schönheitsfehler ist, also der Hund einfach "schwere Knochen" hat oder die Katze "eben so veranlagt" ist. Im Gegenteil: Übergewicht ist eine Erkrankung mit Folgeschäden und einer reduzierten Lebenserwartung. Schon bei einem Übergewicht, das 20% über dem Idealgewicht liegt, spricht man von Adipositas. Ein Labrador mit einem Idealgewicht von 30 kg hat also mit 36 kg bereits Adipositas mit all ihren Risiken - Warum eigentlich ausgerechnet Labradore als Beispiel? Labradore gelten als die Fressmaschinen der Hundewelt - und das sind sie oft auch: Sie fressen meist alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Der Labbibesitzer hat es deshalb auch extra schwer: Er muss ständig im Auge behalten, dass das Gewicht seines Labbis nicht ausufert. Durch ihre extreme Gier ist es einfach schwer, hart zu bleiben. Das verstehe ich übrigens sehr gut, denn meine Aussiehündin Fee zählt auch zu den Staubsaugern unter den Hunden.
Bei Katzen liegt das Problem oft in der kontinuierlichen Futteraufnahme: Viele Katzenbesitzer füttern zu festen Zeiten Nassfutter, und zusätzlich steht Trockenfutter zur freien Verfügung in der Wohnung. Eine 3,5 kg schwere Katze benötigt aber nur 200-230 g handelsübliches Nassfutter oder insgesamt ca. 50 g Trockenfutter. Wird beides gefüttert, reichen z.B. 100 g Nassfutter und zusätzlich 20 g Trockenfutter - wobei Trockenfutter für Katzen physiologisch nicht sinnvoll ist. Aber das ist ein Thema für einen weiteren Newsletter.
Übergewicht entsteht bei gesunden Tieren immer durch Aufnahme von zu viel Futter. Es wird mehr Energie aufgenommen, als verbraucht wird. Reduzieren kann man es also entweder durch weniger Futter oder mehr Bewegung. Ich selbst verschätze mich immer sehr mit den gefütterten Mengen. Ich muss tatsächlich abwiegen, um richtig zu füttern.
Tipp: Einfach mal eine Woche alles wiegen, was in Hund und Katze wandert!
Alles abzuwiegen sorgt oft für erhellende Momente. Vor allem, wenn man auch mal alle Kauartikel und Leckerlis mit berücksichtigt. Ein durchschnittliches Schweineohr hat übrigens schon 420 kcal. Das ist die Kalorienmenge von 120 g handelsüblichem Trockenfutter! Katzen müssen übrigens nicht ständig etwas zu fressen zur freien Verfügung haben: Man kann durchaus 2-3 - mal täglich Futter hinstellen, und was nach einer halben Stunde nicht gefressen wurde, wieder wegstellen. In der Natur hätten Katzen auch kein dauerhaftes Mäuse-Abo. Noch dazu müssten sie sich bewegen, um welche zu fangen.
Sollen Hunde und Katzen abnehmen, kann man als erste Maßnahme die Leckerlis und Kauartikel reduzieren oder weglassen. Man kann auch das Schweineohr durch ein Hasenohr ersetzen, wenn man das komplette Weglassen noch nicht übers Herz bringt. Bei Katzen stellt man zusätzlich kein Trockenfutter mehr zur freien Verfügung hin. Katzen können Kohlenhydrate übrigens sehr schlecht in Energie umwandeln und lagern sie gerne als Fett ein. Soll die Katze abnehmen, ist es sinnvoll sie komplett auf ein hochwertiges Nassfutter oder BARF/selbst gekochte Nahrung umzustellen.
Kastrierte Tiere und ältere Tiere, insbesondere ältere Hunde, haben oft einen niedrigeren Energiebedarf. Lässt man also seinen Hund kastrieren, sollte man in den nächsten Monaten die Gewichtsentwicklung scharf im Auge behalten und die Futtermenge dementsprechend anpassen BEVOR alles aus dem Ruder läuft. Bei Hunden geht der Energiebedarf meist um 20-30% zurück, wenn sie älter werden. Das hängt mit der meist geringeren körperlichen Aktivität zusammen. Auch hier: Bitte schon im Ansatz das Futter reduzieren. Wenn das Tier erst stark übergewichtig ist, ist es umso härter zu reduzieren.
Was ist eigentlich das Problem? Dann ist mein Tier halt ein bisschen dicklich - mach doch nix?
Doch, leider schon. Übergewicht begünstigt Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Gelenkserkrankungen und Krebs. Außerdem sinkt die Lebenserwartung um 20% (Kealy et al. 2002) und die Funktion des Immunsystems wird geschwächt.
Woran merke ich, dass mein Tier zu dick ist?
Man betrachtet das Tier von oben und von der Seite. Ist von oben eine Taille gut zu sehen, ist das Tier nicht übergewichtig. Übrigens sollten auch Katzen eine sichtbare Taille haben. In der Seitenansicht sollte eine ansteigende Linie vom Rippenbogen zur Leiste sichtbar sein. Außerdem kann man über das Befühlen von Rippen, Wirbelsäule und Beckenknochen feststellen, ob das Tier übergewichtig ist. Bei den Rippen sollte ein leichter Druck ausreichen, um sie fühlen zu können. Wirbelsäule und Beckenknochen sollten fühlbar sein aber nicht zu knochig hervorstehen. Es gibt außerdem natürlich die Möglichkeit, das Tier beim nächsten Tierarztbesuch durch den Tierarzt nach dem allgemein anerkannten BCS (Body Condition Score) System beurteilen zu lassen.Mit diesem Punktesystem kann der Körperfettanteil von Hund und Katze neutral vom Tierarzt beurteilt werden. Für Welpen und Junghunde ist das System übrigens nicht geeignet. Für die gesunde Aufzucht von Hunden sollte man eine Wachstumskurve verwenden, um eine Überfütterung zu vermeiden.
Unter diesem Link finden sich Abbildungen, die dem Tierbesitzer helfen, selbst einzuschätzen, ob sein Tier in einem guten Gewichtszustand ist oder nicht (der Link funktioniert leider nicht auf jedem Handy oder Tablet - die Abbildungen sind darauf aber sowieso ein bisschen zu klein).
Und wenn Leckerlis reduzieren nicht reicht? Wie nimmt mein Tier gesund ab?
Dazu ein Beispiel:
Unser Labbi von oben hat 36 kg. Die tägliche Futterempfehlung eines handelsüblichen Trockenfutters liegt bei einem 36-kg-Hund bei normaler Bewegung z.B. bei 420 g. Damit wäre der Energiebedarf abgedeckt und der Hund würde nicht abnehmen. Dann reduziert man das Futter zuerst um 10-15 % und lässt Leckerlis und Kauartikel weg oder ersetzt sie durch kalorienarme Snacks. Unser Labbi bekäme nun ca. 380 g Trockenfutter. Zusätzlich kann er mehr bewegt werden, z.B. am Fahrrad (wenn gesundheitlich möglich) oder in der Physiotherapie auch sehr gelenkschonend im Unterwasserlaufband. Wenn er dann sein Gewicht z.B. auf 33 kg reduziert hat und es zur Stagnation kommt, er also nicht weiter abnimmt, reduziert man das Futter nochmal um 10-15%. Unser Labbi bekommt nun 340 g Futter, bis er bei seinem Zielgewicht von 30 kg angekommen ist. Dieses Gewicht sollte er halten, und am besten kontrolliert man dies, wenn man weiterhin regelmäßig wiegt (Futter und Hund). So kann es auch nicht zum Jojo-Effekt kommen. Genauso kann man auch bei Katzen vorgehen, wobei man die Bewegung bei Katzen oft nicht ganz so gut beeinflussen kann wie bei Hunden. Auch Hunde nehmen übrigens bei einer Umstellung auf kohlenhydratarmes Futter besser ab. Die Umstellung auf ein hochwertiges Nassfutter oder BARF/selbst gekochte Rationen hilft oft schneller als die alleinige Reduktion des Trockenfutters. Noch dazu erhalten Hund und Katze aufgrund des Wasseranteils im Nassfutter und bei selbst zubereiteten Portionen höhere Futtermengen, die sie fressen dürfen. Das heißt der Magen füllt sich mehr und damit setzt auch eher ein Sättigungsgefühl ein. Natürlich darf das Tier aber auch damit nicht überfüttert werden.
Welche Leckerlis darf ich denn jetzt überhaupt noch geben?
Grundsätzlich alle - wenn man die enthaltenen Kalorien auf der anderen Seite beim Futter abzieht. Hier sind aber noch ein paar Tipps für kalorienarme Leckerlis:
- Es gibt tolle kalorienarme Rezepte im Buch "Backmatten-Leckerli-Lieblingsrezepte aus der Gruppe BackmattenFreaks" oder man kann sie entsprechend umwandeln, indem man mageres Fleisch, Magerquark usw. verwendet. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Leckerlis durch die Verwendung der Backmatte wirklich sehr klein sind und gut fürs Training genutzt werden können. Natürlich kann man auch einfach Mitglied in der Facebook-Gruppe werden, da sind die Rezepte in den Dateien erhältlich.
- Getrocknete Lunge kann (klein geschnitten) auch gut verwendet werden, da sie sehr kalorienarm ist.
- Gekochtes Hähnchenfleisch kann man wunderbar zerzupfen oder klein schneiden und als Leckerlis verwenden. Von Dörrfleisch rate ich allerdings ab, da dort das Wasser entzogen wurde und der Kaloriengehalt dementsprechend viel höher ist.
- Manche Hunde mögen auch einfach gekochte Kartoffel- oder Möhrenstückchen.
- Zum Knabbern oder zur Beschäftigung kann man Kauwurzeln verwenden oder einen Kong mit magerem Yoghurt befüllen und auslecken lassen.
Meine Katze Paula mag die Backmattenleckerlis genauso gerne wie gekochtes Hühnchen oder getrocknete Lunge. Mit Kartoffeln und Möhren ist sie aber nicht zu begeistern.
Mein Tier kriegt aber schon sehr wenig Futter!
Ja, in manchen Fällen liegt es nicht am Futter. Es können auch Medikamente oder Krankheiten ursächlich sein für Übergewicht. Liegt der Verdacht nahe, dass solche Gründe vorliegen, sollte man das mit seinem Tierarzt abklären.
Übergewicht an sich entwickelt sich aber auch in verschiedenen Phasen. Zuerst wird das Tier überfüttert, und dann bemerkt der Besitzer das Übergewicht und reduziert das Futter drastisch. Das Tier bekommt dann oft nicht mehr alle Nährstoffe, die es braucht, damit der Körper abnehmen kann. Diesen Fall habe ich oft bei älteren Hunden. Der Energiegehalt reicht dem Tier aus, aber die Nährstoffe werden längst nicht mehr alle abgedeckt, weil so wenig Futter gefüttert wird. Eine wichtige Rolle bei der Gewichtsabnahme spielen hier B-Vitamine, L-Carnitin, Magnesium und Zink. Hier muss tatsächlich das Fertigfutter oder auch die rohe oder selbstgekochte Ration mit den entsprechenden Nährstoffen ergänzt werden damit das Tier abnehmen kann und gesund bleibt. Denn durch die langfristige Mangelversorgung können Krankheiten entstehen und nicht jeder Mangel ist über die Fellqualität ersichtlich. Ein Jodmangel z.B. zeigt sich durch eine Schilddrüsenunterfunktion, ein Calciummangel durch Skeletterkrankungen. In solchen Fällen ist eine professionelle Begleitung bei der Gewichtsreduktion sehr empfehlenswert.
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